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Erneut unterwegs - Die Reisen des Magisters[]

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Unterwegs - Die Reisen des Magisters (Teil 1)

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Unterwegs - Epilog und Prolog (von Dalrin Erzfeuer)

Kategorie:Orden des ErbauersKategorie:Geschichten
ErneutUnterwegs-11

Teil 11[]

Er war ein wenig in Gedanken heute, deshalb rannte er Renault Mograine beinahe über den Haufen. Der war aber auch unerträglich, der und seine kleine Sadistentruppe… er nahm den Krebs sicherheitshalber auf den Arm, damit er diesen Kindern nicht in die Hände fiel. Er nickte Kel’Thuzad freundlich zu, wie an jedem anderen Tag auch, und stapfte an ihm vorbei in Richtung der Hauptstraße Süderstades.

Er hätte den Krebs ja zuhause gelassen. Aber der reagierte ohnehin immer mit relativ stoischem Nachtrappeln auf Versuche, ihn zurückzulassen, und die Landarbeiter vor der Hütte machten ihn irgendwie nervös. Also schleppte er ihn mit in die Stadt, auch wenn das bedeutete, ihn vor diesen widerlichen kleinen Bälgern schützen zu müssen. Na egal, heute musste er ja kaum was holen. Ihm war ja nur das Papier ausgegangen. Selbst schuld! Hättest ja mit dem erhöhten Verbrauch durchaus rechnen können!

Naja, es war ja auch nötig gewesen. So einen gefährlichen Fehler wie bei Delont durfte er kein zweites Mal machen. Er konnte nur hoffen, dass die Auslöschung zweier kompletter Zeitlinien im Herzen der Höhlen der Zeit niemandem aufgefallen war. Da aber keine wutschnaubenden Wächter die Tür eingetreten und ihn mit mannsgroßen Äxten in zwei Teile gehackt hatten, konnte er davon ausgehen, dass er so weit schon mal Glück gehabt hatte.

Und damit ihm solche Fehler (Peinliche Fehler. Anfängerfehler! Peinliche Anfängerfehler! ) nicht noch einmal passierten, hatte er beschlossen, die Linien zu transkribieren, um nicht noch einmal von falschen Voraussetzungen auszugehen.

Es war nämlich gar nicht so einfach, Linien, rekursive Linien und ihre möglichen Rückverfolgungen im Auge zu behalten, wenn man selber Teil der Ereignisse war. Deshalb wurden üblicherweise ja auch Schwarmmitarbeiter nur dort eingesetzt, wo sie selbst nicht unbedingt in den Auswirkungen betroffen waren. Und nur deshalb konnte er als Erfolg verbuchen, dass Delont, dieser widerwärtige Sohn eines Brühschlammers, keine Ahnung hatte, dass er durchschaut worden war. Wenn einem das lebendige, pulsierende Modell einer Liniendarstellung vor dem temporalen Auge also keine Hilfe mehr war, dann musste man eben auf herkömmliche Weise arbeiten: Mit Papier und Feder. Einer Menge Papier und zahlreichen Federn, in diesem Fall.

Mit einem schweren Stapel neuen Materials verließ er den Laden und machte sich auf den Fußweg zurück zur Hütte. Es war nicht so weit, wie er ursprünglich gedacht hatte, aber immer noch weit genug, um nicht belästigt zu werden. Das Feuer hinter der Hütte schwelte immer noch, als er ankam – hier hatte er die bisherigen fehlgegangenen Aufzeichnungen verbrannt. Er seufzte und setzte den Krebs ab.

Das Hauptproblem war nicht die Transkribierung kausaler Linien. Das war zwar eine Arbeit für Leute, die Vater und Mutter totgeschlagen hatten (Noch ein paar Jahre, dann kannst Du den jungen Morgraine dazu verpflichten, dachte er grimmig), aber halt eben nur Arbeit und keine besondere Herausforderung. Das Problem waren die unbekannten Elemente – in Vergangenheit und Zukunft. Er schnappte sich einen großen Bogen und begann, auf einer Feder zu kauen.

Chronologische Anordnung? Oder kausale?
Und wenn chronologisch – wessen Chronologie?
Er hatte das schon in der Ausbildung gehasst.

Also, es gab ihn, und es gab Delont. Er malte entsprechende Symbole. Dann gruppierte er andere darum herum.

Silbergreif, Veyt, Arken, Dunrik, Darrgosch, Frinja, Groschka, Tagros, Vitnir, Karun, Totenklage, Selfried, Anziehl, Ladimore. Hatte er wen vergessen? Egal. Konnte er ja nachtragen.

Also, in seiner eigenen Jugend erfolgte der erste Angriff. Plötzlich hatte er Stratholme in seiner eigenen Linie nicht verlassen, um auf die Akademie zu gehen und schließlich beim Bronzenen Schwarm zu landen, sondern er war vor der Zerstörung Stratholmes einfach geflohen und hatte sich als wandernder Schneidermeister verdingt. Er hatte das zuerst (damals, oder in der anderen Linie) als natürliche Störung eingeordnet, war sich dessen aber jetzt nicht mehr sicher. Er zog eine Linie auf dem Papier, setzte einen scharfen Knick in die Linie und griff nach einem zweiten Bogen Papier für die alternative Zeitebene. Weitere Rollen Papier fielen vom Tisch. Der Krebs starrte unbeeindruckt.

Natürlich hatte er vor der endgültigen Ingression versucht, das zu korrigieren, und Silbergreif, Veyt und Darrgosch zurückgeschickt, um sich selbst zur Magie zu überreden. Freunde, die aber von den Ereignissen um ihn selbst damals unberührt waren (und die auch nichts von seiner anderen Jugendsünde in Stratholme wussten, gesegnet seien sie). Ein weitgeschwungener Bogen.

Prompt war Silbergreif im Zuge des Stratholme-Besuches erschossen worden. Irgendwas ist ja immer. Schütze war ausgerechnet Morgan Ladimore, und da dieses traumatische Ereignis offenbar nicht unerheblichen Anteil an seiner geistigen Zerrüttung hatte, war da auch nicht viel dran zu ändern. Ein Pfeil zurück zu einer Gruppe kleiner Blasen.

Beim Versuch, zumindest herauszubekommen, wer dieser Schütze überhaupt war, kamen dann Darrgosch und Frinja ins Spiel. Bei ihrem kleinen freundlichen Besuch beim damaligen Arken van Roth, Kommandant einer örtlichen Garnison, hatten sie unter Zuhilfenahme einer Verwandlung in eine druidische Bärengestalt und einer Menge Zwergen-Nervösitätsschweiß dafür gesorgt, dass Ladimore überhaupt erst an die für Silbergreif gefährliche Stelle versetzt wurde. Das hatte er damals für eine simple Rekursionsstörung gehalten – auch da war er sich aber jetzt nicht mehr sicher. Strich, Kehre, Bogen nach oben, scharfer Knick zurück.

Immerhin, nicht alles ging schief. Silbergreif erhielt offenbar auf einem Umweg über eine in der Zeit hinterlassene Nachricht, die sie im Schwarzen Morast fand, einen Hinweis darauf, wie sie dem Tod entgehen könne. Schlau von seinem alten Selbst, das im Schwarzen Morast zu hinterlassen. Wo ständig Epochenjäger wie brünftige Hirsche über die Zeitlinie herfielen, da konnte eine solche einzelne Welle gegen den Strom durchaus überleben. Hatte sie auch – bis zur Übermittlung der Nachricht allerdings nur. Danach hatte eine Zeitbestie den Boten getilgt, und Silbergreif war nur durch ihren Block davongekommen. Immerhin hatte es sie gerettet… später. Er überlegte, dann verzichtete er darauf, das zu vermerken. Ist kompliziert genug, das Ganze.

Jedenfalls war er sich sicher, dass Delont da beschlossen hatte, ihn endgültig aus dem Weg zu räumen. Der Versuch, seine Intervention bei den Archäologen zu sabotieren, hätte ihn beinahe erwischt, aber er war sicher, dass ihn die Sprengung nicht töten, sondern nur ablenken sollte. Schließlich hätte die Ingression seinen Tod verhindert – einen einfachen Schneidermeister hätte der Bronzene Schwarm wohl kaum ausgesandt, die Explosion auszulösen. Konnte er sich sicher sein, dass Delont hinter dem Pulverfass steckte? Er nickte entschieden. Ja, drei Mal Ja.

Dann hatte Delont gegen ihn losgeschlagen. Die erste Stufe der Veränderung seiner Zeitlinie hatte ihn überrascht, aber offenbar nicht völlig. Sein früheres, unverändertes Ich hatte einige wichtige Gegenstände an Veyt und Silbergreif gegeben, bevor er verändert worden war, und die beiden zudem zu Delont geschickt, falls ihm etwas „passieren“ sollte. Durch die Gegenstände waren sie vor den Auswirkungen der Zeitveränderung geschützt, und sie hatten andere, die das nicht waren, auf ihre Seite ziehen können. Die beiden haben angenommen, Delont sei Dein Freund und werde helfen. Hast Du Genie das damals selbst geglaubt oder hattest Du Delont durchschaut und sie geschickt, um ihn zu konfrontieren? Er schnaubte. Wir werden es nie erfahren. Zwei Querstriche, ein großer Kreis um die beiden. Zwei Haken. Zwei? Müßten es drei sein? Er grübelte etwas darüber, dann ließ er es lieber sein.


Er wechselte zu einem dritten Bogen Papier. Delont wurde enttarnt und tötete beim Versuch, die Reise zurück nach Stratholme aufzuhalten, Dunrik und Groschka. Aber weil das ganze nie passiert war, wussten nur noch die chronal geblockten Veyt, Darrgosch und Silbergreif davon. Die arme Groschka hatte einen Teilblock abbekommen, oder vielleicht hatte etwas anderes, von früher her, auch die vollständige Aufnahme der neuen Linie verhindert… jedenfalls würde sie noch einige Zeit unter dem Aufblitzen von Todeserinnerungen leiden. Da konnte er ihr nicht helfen, diesmal nicht. Eine kleine krakelige Linie zog er um sie, dann wechselte er zurück zum ersten Bogen.

Als erstes Ereignis in global chronologischer Reihenfolge, aber als letztes in der persönlichen Erinnerung der armen drei vom Orden, die zurückgereist waren, dann der bereits erwähnte Besuch in Stratholme. Sie hatten alles geschafft. Sie hatten Anziehl gefunden, der mit einem geerbten Sternrubin das Schneidergeschäft seines damaligen Selbst aufbauen wollte und ihn offenbar von der Magie abgehalten hatte. Indem sie den Rubin stahlen, hatten sie das verhindert. Dann hatte Silbergreif die Kugel Ladimores überlebt, indem sie sich betend hinkniete… die Kugel traf ihr Auge statt ihre Brust. Der entsetzte Ladimore nahm an, er habe eine Unschuldige erschossen, und erfüllte so sein Schicksal. Sie aber hatte „nur“ ihr Auge verloren… für einige Jahre rückwirkend. Zeit war manchmal so bizarr.

Er führte einige Linien wieder zusammen, als er das Ende der Reise beschrieb. Die Läuterung Stratholmes. Litonja, Veyt und Darrgosch hatten Arken und Tagros geholfen, Prinz Arthas Auftrag zu erfüllen, und hatten Stratholme gesäubert. Die Linien auf dem Papier endeten bei den Figuren, aber sie zeigten nicht, wie lang sie jeweils in die Zukunft von diesem Ereignis verfolgt werden würden. Er schüttelte den Kopf. Darum konnte er sich jetzt nicht kümmern. Weiter.

Er setzte an, die Linie des Rubins zu zeichnen, hielt aber sofort wieder inne. Es war streng genommen keine Linie… und wenn, machte sie einen massiven Sprung nach vorn. Vom damaligen Stratholme, über alle Ereignisse hinweg, ins jetzige Westfall. Entlang der chronalen Brücke, die er immer und überall zwischen den beiden Orten wahrnahm, und die er bisher der neuen Kreuzung der Linien von Arken und Tagros zugeschrieben hatte. Seltsam. Ich kann mich gar nicht an einen Rubin erinnern, den Anziehl damals hatte…. Er runzelte die Stirn und tippte mit der Feder auf eine bislang nicht verbundene Figur auf dem Blatt.

Scheine, scheine, kleiner Stern. Immer mehr zeigte sich eine unsichtbare Kraft an fast allen Ereignissen. Er starrte auf das Papier, kaute an der Feder. Delont, Du schuppiges Dreckschwein. Für wen arbeitest Du?

Timeflies
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