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Kategorie:FalkenbannerKategorie:Geschichten

Die Möwe starrte sie schon seit gut zehn Minuten an, die Knopfaugen glänzten erwartungsvoll als habe sie in ihren Händen kein Stück Papier samt Stift, sondern einen glänzenden Fisch. Versuche das aufdringliche Tier wegzuscheuchen waren fruchtlos geblieben, auf „Schuschu“ hatte sie mit einem amüsierten Krächzen reagiert, nach der scheuchenden Hand hatte sie so beeindruckend geschnappt das Kaldrina sich letztlich für den Rückzug entschieden hatte. Sie war an die Bordwand getreten und hatte sich dort in den Umhang gewickelt hingehockt, während der Himmel langsam heller wurde und die Geschäftigkeit im Hafen zunahm. Fischer liefen wieder ein und entluden ihre Fänge, andere Schiffe machten sich bereit zum Ausfahren. Zwischendrin Jungen mit Zeitungen, Bäckersburschen die den Seefahrern Brot verkauften und dazwischen dann grell bemalte Frauen, die trotz der Kälte verdächtig wenig Stoff trugen. Leider hatte sie ihr Buch nicht hier auf dem Schiff, aber in Walthers Kajüte hatte sie zwischen all den Büchern Stift und Papier finden können. Um ihn nicht zu stören war sie dann an die frische Luft hinausgetreten um hier ein wenig für sich zu sein und einen kleinen Eintrag zu verfassen. Und das obwohl sie ja im Moment mehr als genug zu Schreiben den ganzen Tag über hatte.

Eintrag 10:

Innendienst….das bedeutet Akten, Akten und noch einmal Akten. Wie kann bloß soviel Papierkram anfallen? Es kommt mir vor als ob die Hälfte der Arbeit beim Militär daraus besteht die Feder ebenso oft wie die Klinge in die Hand zu nehmen. Teilweise mit erschreckenderen Ergebnissen als bei Verwundungen. Ahnungslose Wörter die grausam verstümmelt werden, sich windende Sätze denen man keine Punkte und Kommata gönnt. Auf der anderen Seite komme ich so dazu auch alte Fälle besser kennen zu lernen und ein wenig Einblick in die Vorgehensweise anderer Kollegen zu erhalten. Man lernt auch so sicher noch den ein oder anderen Trick.

Innendienst…das bedeutet Einträge machen, darüber freuen sich natürlich die Kollegen die normalen Dienst schieben. Ich konnte direkt für Oderike zwei Einträge machen, sie schien sich sehr darüber zu freuen nicht selber ans Papier zu müssen. Sie hat es wirklich nicht leicht im Moment und ich mag mir nicht vorstellen wie ich an ihrer Stelle handeln würde. Hoffentlich haben meine Worten ein wenig geholfen. Ich wünschte bloß ich könnte mehr tun…

Innendienst…das bedeutet auch Bürger empfangen. Der Teil gefällt mir schon besser. Bisher ist zwar noch nichts besonderes vorgekommen, aber der kurze Besuch des Herrn Hargasch vom Axtschwinger Klan und der fremde Leutnant gestern haben ein wenig Abwechslung hineingebracht. Herr Hargasch meint, wäre ich nicht so groß könnte ich glatt eine Zwergin sein. Ich nehme an es bedeutet ich kann gut Bier trinken und verstehe Spaß. Demgemäß ein großes Lob, gerade wenn ich die augenscheinliche Abneigung mancher in der Stadt gegen Humor so betrachte. Der fremde Leutnant, der sich als ein Herr Brown vorgestellt hat, verlangte nach einem Offizier weil er eine Akte einsehen wollte. Verraten weswegen wollte oder konnte er dann aber nicht. Wir haben einen Termin mit ihm vereinbart, unsere Offiziere können ja auch nicht immer springen wenn man gerade einmal nach ihnen ruft.

Während die anderen dann gestern das wöchentliche Training absolviert haben, bin ich mit Walther in der Zentrale geblieben. Immerhin durfte ich zum einen nicht mit, zum anderen wäre sonst auch kein Ansprechpartner mehr vor Ort gewesen. Das war auch gut so, weil Herr Brown noch einmal kam und sich nach dem Aufenthalt der Trainingsgruppe erkundigte. Die Akten mit Walther einzusehen und zu sortieren war gleich noch einmal so lustig. Er hat eine natürliche Begabung dafür die komischsten Fälle zu finden, wie diese Geschichte mit dem „gockeln“. Heute Abend wird die Brücke eingeweiht, bisher sieht es so aus als könnte es trocken bleiben. Der Major hat jedem der zu dem Fest möchte frei gegeben, ich hatte schon ein wenig Sorge ich könnte sonst gar nicht hin. Alles…geht weiter.

Kaldrina

Die Möwe hatte sich wieder an sie herangeschoben und pickte jetzt testend an einer Ecke des Zettels. Alles half nichts, dieses Tier war penetrant! Kaldrina richtete sich umständlich auf, den Zettel an sich gepresst wie einen Schatz, in Richtung der Kajüte gehend, im Schlepptau den anhänglichen Vogel der selbst nach einer Geschmacksprobe nicht abzubringen war, dass aus Papier ja doch noch eine Mahlzeit werden könnte. Nur kurz sah einer der Hafenarbeiter an der Werft auf, als er vom Schiff ein triumphierendes Krächzen und einen kurzen Frauenschrei hörte, gefolgt von einer Schimpftirade und Flügelschlägen. Dann zuckte er mit den Achseln, als habe er seltsameres gesehen als junge Frauen die mit Möwen kämpften und führte seine Arbeit fort. Innendienst...

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